Der
Ritus repräsentierte für den allerdurchlauchtigsten Dogen
die juristische Grundlage der Herrschaft über den Golf.
Einmal von der Legende und der Tradition abgesehen, ist anzunehmen,
dass die Zeremonie byzantinische Urprünge hatte; eine andere
Theorie besagt, dass sie sich in heidnische Versöhnungsriten
einfügte.
Der Doge schiffte sich mit seinem Gefolge auf dem Bucintoro, von
dem anschließend die Rede sein wird, ein und warf, nachdem
er die Hafenöffnung von S.Nicolò erreicht hatte, einen
goldenen Ring ins Meer.
Dem Bucintoro folgte ein dichter und farbenprächtiger Zug von
festlich geschmückten Booten mit den Repräsentanten der
verschiedenen Handwerke und der wichtigsten Zünfte.
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Der Bucintoro
Es handelte sich dabei um jenes Schiff der Republik Venedig, das dank
des Schmuckes und der Dekorationen den Prunk und das Prestige der
Serenissima repräsentierte.
Es wurde in den Wasserumzügen verwendet, um die Botschaftsangehörigen
und die höchsten Persönlichkeiten der Epoche aufzunehmen,
weiters bei den Festen und insbesondere am Christi-Himmelfahrtstag. |
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Es
hatte zwei Decks: Das untere war für die Ruderer vorgesehen,
das obere hingegen, das von einem Baldachin bedeckt war, der einen
mit rotem Samt ausgekleideten Saal mit 90 Stühlen und 48 Fenstern
bildete, war für die höchsten Autoritäten der Republik
reserviert und gipfelte in dem am Heck befindlichen prunkvollen Dogenthron. |

Das letzte Exemplar des Bucintoro, das 1728 vom Stapel lief, war zirka
35 Meter lang und hatte 42 Ruder und 168 Ruderer.
Beim Untergang der Republik im Jahre 1797 plünderten die französischen
Truppen das Schiff und vernichteten die gesamten Dekorationen. |
Das Zeremoniell
Am Himmelfahrtstag wurde der Bucintoro vor die Piazzetta (Fortsetzung
des Markusplatzes Richtung Mole) gebracht, wo der Doge, der Rat, illustre
Gäste und ausländische Botschafter an Bord gingen.
Der Festzug war aus Kommandanten, Schildträgern, Kanonikern,
Klerikern und Kanzlern zusammengesetzt. Während des Umzuges spielte
die Kapelle der Marciana Madrigale.
Nach
dem Erreichen der Insel S.Elena wurde der Bucintoro vom Schiff des
Patriarchen eingeholt, der an Bord ging und das Meer segnete. Kurz
darauf warf der Doge zur Besiegelung der “Hochzeit“ den
Ring ins Meer.
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